Wie schon in den vorangegangenen Tagen gibt es auch heute etwas Neues über die Autorin Ulrike Rylance / Herwig zu erfahren.
Unser Thema lautet "Bücher in Ulrikes Leben"
Dazu haben wir ihr Fragen gestellt, die sie uns auch gern beantwortet hat.
Ulrike, wurde dir als Kind von deinen Eltern vorgelesen
oder warst du diejenige, die ihnen Geschichten erzählte?
Meine Eltern haben
mir vorgelesen. Jeden Abend. Oft haben sie sich auch Geschichten ausgedacht,
die sie mir erzählt haben. Meist Fortsetzungsgeschichten, die im Moment des
Erzählens entstanden. Egal, wie k.o. meine Eltern von ihrem Arbeitstag waren.
Dafür bin ich ihnen heute noch dankbar.
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Mit welchem Buch erwachte deine Liebe zur Literatur?
Das weiß ich ehrlich
gesagt gar nicht mehr, das waren so viele. Ich kann mich nur noch erinnern,
dass mich das schwarz-weiß karierte Kind namens Petersilie aus dem „35. Mai“
von Erich Kästner schwer beeindruckt hat.
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Schullektüre – die meisten hassen sie, wie sah es bei
dir aus?
Naja, ich bin ja in
der DDR aufgewachsen und da musste die Schullektüre natürlich immer
sozialistisch wertvoll sein, was sie besonders dröge machte. Ich erinnere
mich mit Grauen an „Neuland unterm Pflug“, irgend so ein russischer Wälzer
über Bauern nach der Oktoberrevolution, durch den sich die gesamte Klasse
wochenlang in einer Art Wachkoma gequält hat. Es war uns doch so was von
dermaßen egal, ob Aljoscha seinen blöden Acker bestellen konnte oder nicht
...
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Ulrike, was war das erste Buch (ohne die
Pappbücher), dass du deinen Kindern bewusst vorgelesen hast oder später als erstes zum
selber lesen in die Hand gedrückt hast und warum genau diese Bücher?
Ich habe meinen
Kindern zuerst Gedichte vorgelesen. Also natürlich nicht Rilke & Co,
sondern Kindergedichte. Gedichte haben durch ihren Rhythmus etwas geradezu
Hypnotisches für Kinder. Meine Töchter haben diesen Singsang von Gedichten
geliebt und sie sich dadurch ganz schnell gemerkt. Das Buch hieß „More first
verses“:
und war einfach
Klasse. Es gab Gedichte übers Spielen, übers Essen, über Freunde, übers ins
Bett gehen usw. Ich wette, meine Kinder können die immer noch aufsagen. Muss
ich gleich mal testen.
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Welches Buch war das schlechteste, das du je zu Ende
gelesen hast?
„Neuland unterm
Pflug“ - siehe oben!!
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Welches Buch kann dich noch heute begeistern?
Es gibt das so ein
Buch namens „Wunderweiße Nacht“. Das sind Weihnachtsgeschichten und Gedichte,
ich glaube das wurde so in den 70er Jahren in der DDR gedruckt, jedenfalls
hatten wir das im Haus, als ich ein Kind war. Es übt immer noch einen Zauber
auf mich aus, ich habe es mir antiquarisch gekauft und hole es jedes Jahr zu
Weihnachten wieder heraus. Es enthält viele klassische Geschichten (Zum Beispiel
„Die Gabe der Weisen“ von O. Henry oder die „Weihnachtsgeschichte“ von
Dickens) aber auch viele relativ unbekannte.
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Brichst du Bücher auch ab, wenn sie dir gar nicht
zusagen?
Ja. Gerade in den
letzten Jahren gibt es ja massenhaft Neuerscheinungen. Das heißt, die
Konkurrenz ist groß und wenn ein Buch mich nicht nach spätestens 100 Seiten
gepackt hat, verliert es seine Chance.
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Beeinflusste dich ein Buch auf deinem Weg in die
Schriftstellerlaufbahn?
Nicht direkt ein
einzelnes Buch, eher verschiedene Autoren. Margaret Atwood war immer so die
Schreibgöttin für mich oder Doris Dörrie. Da habe ich mir immer gewünscht, so
toll schreiben zu können wie die beiden.
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Neben der Schriftstellerei – wie viele Bücher liest du
so als Privatperson im Jahr?
Wenn ich Zeit habe,
ziemlich viele. So eins pro Woche ungefähr. Allerdings gibt es Zeiten, in
denen ich Abgabetermine habe und da gilt: „Lesen oder gelesen werden.“
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Bevorzugst du Einzelbände oder Reihen?
Einzelbände.
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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
„Die da kommen“ von
Liz Jensen.
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Weißt du im Buchladen immer genau was du willst oder
stöberst du stundenlang, um dann doch wieder viel zu viele mitzunehmen?
Hast du mich
heimlich beobachtet? Ich
stöbere ewig und verlasse die Buchhandlung dann immer mit 17 Kilo neuem
Lesefutter. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich nur ungefähr
zweimal im Jahr nach Deutschland komme und in dieser Zeit natürlich
raffgierig alles an Neuerscheinungen kaufe, was mir vor die Augen / das
Portemonnaie kommt.
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Welches Buch würdest du jedem an Herz legen?
„Stadt der Diebe“
von David Benioff
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Gab es in deinem Leben auch schon ganz furchtbare
Buchgeschenke?
Zur Jugendweihe
bekamen wir anno dazumal alle das Buch „Der Sozialismus – deine Welt“
geschenkt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses „Geschenk“ bei den
meisten ungelesen in irgendeiner Kellerecke vermoderte ...
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Von welchem Autoren sollte es unbedingt noch mehr
Bücher geben und warum?
Ich habe gerade
„Alle Toten fliegen hoch“ von Joachim Meyerhoff gelesen. Der hat einen ganz tollen
Stil. Sofort habe ich mir auch sein zweites Buch gekauft, aber mehr gibt es
leider nicht. Vielleicht liest er das hier ja und schreibt noch ein paar mehr
für mich?
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Mal ganz ehrlich: Gab es so genannte „Bestseller“, von
denen du dir total viel versprochen hast und die sich in deinen Augen als
totaler Flop herausgestellt haben?
Naja, es gibt da so
eine gewisse Reiher über glitzernde Vampire, hüstel ... Von dem ersten Film
war ich begeistert, und habe mir daraufhin gleich die ganze Reihe gekauft.
Durch das erste Buch habe ich mich dann gequält und den zweiten Band habe ich
abgebrochen. Ich fand die Idee und die Filme klasse, die Bücher aber nicht so
gut geschrieben.
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Welchen Stellenwert haben Bücher, neben deinem
beruflichen Leben, in deinem Privatleben?
Einen riesigen.
Bücher sind einfach das Beste. Sie entführen uns in andere Leben, andere
Welten. Filme tun das natürlich auch auf einer anderen Ebene, aber Bücher
machen das auf so private Art und Weise, sie wirken auf jeden anders und
lassen bei jedem andere Bilder im Kopf entstehen.
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Sammelst du Bücher/Buchreichen/signierte Bücher oder
ähnliches?
Ich habe eine Weile
lang mal die rororo Taschenbücher aus den 50er Jahren gesammelt. Die sahen
immer so hübsch altmodisch aus.
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Gibt es Bücher, die dir so kostbar sind, dass du sie
niemals aus der Hand geben würdest?
Nein, ehrlich gesagt
nicht. Ich besitze keine kostbaren antiquarischen Bücher und alle anderen
sind ja heutzutage leicht wieder zu ersetzen.
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Haben deine eigenen Bücher ein eigenes Regal nur für
sich (z. B. eine Vitrine im Wohnzimmer)?
Sie haben ein
eigenes Regal in meinem Bücherschrank. Und das – wenn ich das mal ganz
bescheiden bemerken darf – reicht bald nicht mehr aus.
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Vielen lieben Dank an Ulrike Rylance für die Beantwortung all unserer neugierigen Fragen.
Morgen wird die Blogtour ein weiteres Mal auf unserem Blog halt machen. Dann gibt es neben einer Rezension auch ein Gewinnspiel, an dem ihr gern teilnehmen dürft. Wer die Antworten heute genau gelesen hat, wird mit der Beantwortung der morgigen Frage sicher kein Problem haben.
Wer bei dem Gewinnspiel nicht bis morgen warten möchte, kann sich im nachhinein noch die vorangegangenen Beiträge der Blogtour ansehen. Auch dort gab es jeweils eine Frage zu beantworten.


1 Kommentar:
Hallo liebe Bloggerin,
schön, dass Du bei dieser Blogtour mit dabei bist.
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