Elke, würdest du uns ein wenig verraten, wer du bist?
Elke Pistor, 49
Jahre alt, Kölnerin mit Eifelwurzeln, verheiratet, ein Studium, zwei Kinder,
drei Katzen, zehn Bücher.
Wann und warum hast du angefangen Bücher zu schreiben?
Mit 40 war ich
auf der Suche nach einem neuen Hobby, das ich mir „gönnen“ wollte. Darüber zu
schreiben hatte ich nie nachgedacht, noch nicht einmal als Teenager Tagebuch
geführt. Es war wirklich ein Zufall, dass ich anstatt in einem
Schwedisch-Sprachkurs in einem Seminar für kreatives Schreiben gelandet bin.
Als ich aber dann einmal Blut geleckt hatte, ging alles sehr schnell. Meinen
ersten Krimi habe ich im Herbst 2009 geschrieben, nachdem ich erfahren hatte,
dass die CRIMINALE 2010 in der Eifel, in meiner Heimatstadt Gemünd stattfinden
sollte.
Dass ich mit
diesem Buch sofort einen Verlag gefunden habe, war, wie ich heute weiß, nicht
selbstverständlich. „Gemünder Blut“ erschien dann im September 2010.
Mit welchem Buch erwachte die Liebe zur Literatur?
Mein allererstes selbstgelesenes Buch war „Försters Pucki“ – ein Kinderbuch aus
der Jugend meiner Mutter. Unter der Bettdecke mit Taschenlampe heimlich
gelesen. Trotzdem war ich dann so stolz, es zu Ende gelesen zu haben, dass ich
Abends um 22:00 Uhr zu meinen Eltern ins Wohnzimmer gegangen bin, um es zu
erzählen.
Seit diesem
Zeitpunkt habe ich nie mehr aufgehört zu lesen. Teilweise drei Bücher parallel
(an verschiedenen Stellen im Haus deponiert). In der letzten Zeit habe ich
zusätzlich die Hörbücher entdeckt und liebe es, sie auf den Fahrten zu meinen
Lesungen oder bei stupiden Haushaltsarbeiten zu hören.
Welches ist mit heutigem Stand dein Lieblingsbuch?
Immer das, welches ich gerade lese und das es schafft, mich zu fesseln. Denn
das ist, ich muss es zugeben, deutlich schwieriger geworden, seit ich selbst
schreibe. Früher habe ich Bücher, die mir nicht gefallen haben, trotzdem zu
Ende gelesen. Das mache ich heute nicht mehr. Dafür lese ich Bücher, die mich
als Hörbuch mitgenommen haben, im Anschluss noch einmal im Print. Dann aber mit
Autorinnenblick.
Was wolltest du ursprünglich werden?
Mit sechs wollte ich Lehrerin werden, mit zehn Anwältin, mit 15 Polizistin und
mit 19 Schauspielerin. Da hat es dann sogar zu einer Ausbildung gereicht, bis
ich merkte, dass ich meinen eigenen Ansprüchen auf dem Gebiet nicht gerecht
wurde. Studiert habe ich dann
schließlich Pädagogik und Psychologie und habe eine Ausbildung in Buchhaltung
gemacht. Lange Zeit habe ich als
Trainerin in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Alles das kann ich heute für
meine Arbeit als Autorin sehr gut brauchen.
Neben der Schriftstellerei – wie viele Bücher liest du
als Privatperson im Jahr?
Das ist schwer zu sagen, weil ich in Intervallen lese. Wenn ich selbst
schreibe, lese ich nicht, weil es mich aus meiner eigenen Story rausholen
würde. In meiner Pause zwischen Abgabe und Lektorat lese ich sehr viel, um mein
Buch aus dem Kopf zu bekommen und einen möglichst großen Abstand zu bekommen.
Allerdings schaffe ich das dann auch mit Aktionen wie „Keller entrümpeln“ – was
dann aber auch meistens sehr notwendig ist.
Und dann gibt
es die vielen Bücher meiner Kollegen, die ich auch sehr gerne alle lesen
möchte, aber es nicht immer schaffe. Grob geschätzt, würde ich sagen, mit den
Hörbüchern sind es zwischen 40 und 60 Bücher.
Wie sieht dein normaler Tagesablauf aus?
Aufstehen, Familie organisieren. Dann gönne ich mir als Einstieg in den Tag
eine Stunde Tageszeitung und andere Presse, wobei das streng genommen auch
schon zur Arbeit zählt. Spätestens um 9 sitze ich am Schreibtisch und bleibe dort
bis um 16:00 Uhr, wenn die Kinder wieder nach Hause kommen. Je nach Stand des
Projektes strukturiert sich der Tag unterschiedlich. In den drei bis vier
Monaten der Vorbereitung für ein Buch bin ich an Recherche-Tagen unterwegs, fahre potentielle
Tatorte ab, treffe mich mit Fachleuten und versuche vor Ort die Stimmungen
einzufangen.
Bis jetzt bist du ja bekannt als Krimiautorin. Wie kam es
jetzt dazu, ein Buch über 111 Katzen zu schreiben?
Dieses Thema ist mir buchstäblich vor die Pfoten gefallen. Der Verlag, in dem
meine Eifel-Krimis erscheinen, der Emons-Verlag veröffentlicht die 111er Reihe
mit großem Erfolg. In der Regel drehen sich die Bücher um Orte oder
Landstriche. Die Idee, einen 111er über Katzen zu schreiben, stand im Herbst
2014 auf einmal im Raum. Zunächst nur als „Schauen wir mal, ob wir überhaupt so
viele Katzen zusammen bekommen“-Projekt, das sich aber sehr schnell
konkretisierte.
Was fasziniert dich so an Katzen, dass du ihnen ein Buch
widmest?
Meine ersten Katzen bekam ich, als ich meine erste eigene Wohnung bezog, die
groß genug war, um zwei Katzen aufzunehmen. Das ist nun 26 Jahre her. Seitdem
war ich nur eine Woche „ohne“. Aktuell teile ich mein Leben mit drei sehr
eigenwilligen Katzendamen und -herren. Und das ist es auch, was mich an ihnen
fasziniert – sie richten sich nicht nach ihrem Menschen, sondern bleiben sich
selbst immer treu.
Kai-Günther, mein aktuellster Neuzugang, ist meine insgesamt zehnte Katze. Und
jede von ihnen war anders, einzigartig und eine eigene Persönlichkeit. Das ist
es auch, worum es in dem Buch geht. Nicht um „Katze von“, sondern um Katzen,
die selbst etwas können, etwas besonders gemacht haben oder ihre Dosenöffner zu
Erfindungen, Musik der Kunstwerken inspiriert haben.
Wie bist du bei deiner Recherche vorgegangen?
Zunächst habe ich eine sehr lange Liste erstellt mit allen Katzen, die mir
einfielen. Dann habe ich die in verschiedene Themenbereiche eingeteilt und mich
auf die Suche nach „unbekannteren“ Katzen in diesem Themenbereich gemacht. Mein
Ziel war die Mischung aus Bekannt und unbekannt und darüber hinaus noch die
Idee, über bekannte Katzen neue Informationen herauszufinden.
Wie bist du auf die 111 Katzen gekommen?
Die Auswahl, welche Katze es schließlich ins Buch geschafft hat, hat sich langsam entwickelt. Ein ganz wichtiges Kriterium war ja auch
der Benefiz-Gedanke, der dem Buch zugrunde liegt. Pro verkauftes Buch wandert
ein Teil des Erlöses in die Kasse des Katzenschutzbundes Köln. Ich selbst
verzichte dafür auch auf einen Teil meines Honorars und auch die Bildrechte an den Fotos im Buch sind zum allergrößten Teil
gespendet.
Das bedeutete aber auch, dass ich mit den Bildrechteinhabern in Kontakt treten
und sie darum bitten musste. In diesem Zusammenhang war ich sehr erfreut
darüber, wie positiv die Reaktionen besonders bei einigen der berühmten Namen
waren. Jim Davis (Garfield), James Bowen (Bob der Streuner), die Schlümpfe,
einige Musiker – sie haben alle den Tierschutzgedanken mit ihrer Spende
unterstützt.
Jetzt ganz ehrlich. Wie viel von den vorgestellten Katzen
waren dir bereits bekannt?
Das kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Auf einige bin ich wirklich erst
über hundert Ecken gestoßen. Bei anderen dachte ich, ich kenne sie, habe aber
trotzdem noch Neues herausgefunden. Ich wusste z.B. nicht, welche Katze hinter
„Katzeklo“ steckte, oder wessen Katze für die Erfindung der Katzenklappe
verantwortlich ist. Sehr interessant war die „Entdeckung“ der DDR-Adaption von
„Felix-the Cat“, deren Zeichner ich ausfindig gemacht und interviewt habe. Und
ich kannte weder die Klavier spielende Katze, noch die, die ganz begeistert
Hundesport ausübt.
Wird es auch in der Zukunft wieder etwas anderes als
einen Krimi von dir zu lesen geben?
Ja. Auf jeden Fall. Es tut auch meinem Krimischreiben und den Serienfiguren
gut, wenn ich nach jedem Krimimanuskript über den Tellerrand schaue und mich
anderweitig umtue.
Welches Buch befindet sich aktuell auf deinem Nachttisch?
Aktuell lese ich „Zeichnungen“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker mit großer
Begeisterung für seine Sprache.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
In erster Linie Gesundheit, gute Freunde und den Erhalt meiner Kreativität.
Alles andere kommt dann von alleine.
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